Ungereimtheiten bei den Handelsdaten behindern das weltweite Geschäft mit Hanfprodukten und halten die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile für die Entwicklungsländer zurück, so eine neue globale Studie.
Ein systematischerer Ansatz zur Messung des Welthandels mit Hanfprodukten würde die Kluft zwischen internationalen und nationalen Klassifizierungen für Hanfprodukte überbrücken, schrieb der UN-Ökonom Marco Fugazza in der Studie der UNCTAD (United Nations Trade and Development), dem UN-Forum für Handel, Investitionen und nachhaltige Entwicklung.
„Diese Diskrepanz verzerrt nicht nur unser Verständnis der globalen Handelsdynamik, sondern behindert auch die Fähigkeit der politischen Entscheidungsträger, gezielte Strategien zur Nutzung des wirtschaftlichen Potenzials von Industriehanf zu formulieren“, so Fugazza. Ein globaler Versuch, die Handelsströme mit Hanf zu messen, könnte vor allem Ländern in Südamerika und Asien zugutekommen, wo die Hanfindustrie zwar existiert, aber erst im Entstehen begriffen ist“, so die Schlussfolgerung des Berichts.
Irreführende Zahlen
Laut dem Bericht„Measuring global exports of industrial hemp products. Insights of national product classification“ (Messung der weltweiten Exporte von Industriehanfprodukten) zeigen kombinierte nationale Zolldaten einen Exportwert von Hanfprodukten von etwa 213 Millionen Dollar im Stichprobenjahr 2022: Insights from national product classifications“.
Die UN-Rohstoffstatistiken (Comtrade), die internationale Klassifikationen für Hanfprodukte verwenden, verzeichneten im Jahr 2022 jedoch nur einen Handelswert von 46 Millionen Dollar. Das liegt daran, dass die Comtrade-Zahlen nur rohe und halbverarbeitete Hanffasern und -garne erfassen und fertige Faserprodukte sowie aus Hanfkörnern hergestellte Lebensmittel außer Acht lassen, für die die nationalen Exportzahlen im Jahr 2022 einen Handelswert von 112 Millionen Dollar ausweisen.
„Das wahre Ausmaß des globalen Industriehanfmarktes wird nach wie vor unterschätzt, weil das internationale harmonisierte Klassifizierungssystem einen wesentlichen Teil der handelbaren Artikel nicht erfasst“, so die UNCTAD in einer Pressemitteilung zur Vorstellung der Studie.
Nachhaltige Produkte
Die nationalen Produktklassifizierungen für Hanf sind zwar breiter gefächert, haben aber auch ihre Grenzen, da sie Hanfprodukte mit hohem Nachhaltigkeitspotenzial nicht berücksichtigen, wie z. B. Hanfschäben für Hanfbeton, ein naturfreundliches Baumaterial, und Hanf-Biokohle, die zur nachhaltigen Landwirtschaft beiträgt, indem sie die Bodengesundheit verbessert und Kohlendioxid absorbiert.
Laut der UNCTAD-Studie ist Kanada weltweit führend bei der Ausfuhr von Hanfgetreide, während Frankreich, Spanien und die Niederlande die Ausfuhren von rohen und halbverarbeiteten Hanfprodukten dominieren und China ein wichtiger Akteur auf dem Hanfgarnmarkt ist.
Weitere Ergebnisse der Studie sind:
- Insgesamt meldeten rund 60 Länder Hanfexporte zwischen 2019 und 2020.
- Ein Drittel dieser Länder waren Entwicklungsländer.
- Insgesamt dominieren die EU-Länder, Kanada und China die globalen Hanfexporte.
- Obwohl die nationalen Produktklassifizierungen mehr Produkte umfassen, repräsentieren sie nicht die gesamte Bandbreite der Hanfprodukte, die auf dem Weltmarkt gehandelt werden können.
- Zusätzlich zu den Lücken zwischen der globalen und der nationalen Produktidentifizierung sind die Klassifizierungscodes für Hanfprodukte in den einzelnen Ländern nicht einheitlich.