CO2 Emissionen senken: Klimapflanze Nutzhanf muss in den Koalitionsvertrag

Foto: Nutzhanf-Petition der Bundesvereinigung Nachhaltigkeit

Die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit (BVNG) hat eine „nachhaltige industrielle Evolution“ gefordert, die Hanf mit einbezieht, und drängt auf eine Einigung der Parteien, die jetzt die neue Regierung bilden, um eine entsprechende Politik zu beschließen. Mit einer Petitions-Kampagne soll dieser Forderung Nachdruck verliehen werden.

Eine zentrale Empfehlung des BVNG sieht vor, den zulässigen THC-Gehalt in deutschen Nutzhanfpflanzen von derzeit 0,2 % auf 1,0 % anzuheben, eine Änderung, die von Hanfbauern in der gesamten EU nachdrücklich unterstützt wird.

Unter Berufung auf eine aktuelle Machbarkeitsstudie, die das Potenzial für eine kommerzielle Hanfindustrie in der Lausitz an der Ostgrenze Deutschlands zu Polen untersucht hat, erklärte die BVNG, Hanf könne neue Arbeitsplätze schaffen und die strukturelle Entwicklung in den ländlichen Gebieten des Landes fördern.

Neue bioökonomische Strukturen

Martin Wittau – Vizepräsident der BVNG

„Durch den Aufbau von neuen bioökonomischen Strukturen und einer verbesserten Wertschöpfungskette entstehen neue und z.T. neuartige Beschäftigungsverhältnisse, bestehende Berufsbilder können mit relativ niedrigen Weiterbildungsaufwand angepasst werden“, so der BVNG, der auch die ökologischen Vorteile des Hanfanbaus nachdrücklich hervorhob.

Um diese Ziele zu erreichen, seien weitere Forschungs- und Pilotprojekte notwendig, so der BVNG. „Hierfür braucht es verlässliche politische und strategische Rahmenbedingungen“, sagte Martin Wittau, Vizepräsident der BVNG, der sich mit einer Petition an die drei Parteien gewandt hat, die derzeit an den Verhandlungen über die Regierungskoalition beteiligt sind: Die SPD, die Grünen (Bündnis 90) und die FDP.

Der Verband betonte, dass das Potenzial von Hanf zur Bewältigung von Umweltproblemen im Mittelpunkt der künftigen Politik der „Ampelkoalition“ stehen sollte.

Die Parteien sind auf einer Linie

Da die umweltorientierte Grüne Partei bei den Koalitionsgesprächen einen wichtigen Sitz innehat und die drei Parteien in der Cannabispolitik übereinstimmen, sehen Hanf-Interessenvertreter eine Chance für Deutschland, die Maßnahmen gegen den Klimawandel zu beschleunigen, die auf der einzigartigen Fähigkeit von Hanf zur Kohlenstoffbindung beruhen.

Die Grünen wollen, dass Deutschland so schnell wie möglich durch Staatsausgaben und höhere Steuern klimaneutral wird. Alle drei Parteien der neuen Koalition sind sich einig, dass Hanf nicht unter die Drogengesetze des Landes fallen sollte, und unterstützen die Beseitigung bürokratischer Hindernisse, die der Cannabisindustrie schaden, so eine Umfrage des Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW) vor den Wahlen. Die Parteien sind sich auch einig, dass es klare Regeln für CBD und andere Cannabinoide geben muss.

„Die deutschen Interessenvertreter stehen der Ampelkoalition bei der Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung unserer nationalen Hanfindustrie beratend zur Seite“, sagte Daniel Kruse, Geschäftsführer des führenden deutschen Hanfunternehmens Hempro International GmbH, Düsseldorf. „Wir werden die Entwicklungen genau beobachten, um zu sehen, ob die Parteien ihre Versprechen einhalten.“

Wie die BVNG hat auch der BvCW die neue Regierung aufgefordert, Finanzmittel für die Entwicklung der Hanfindustrie bereitzustellen, wobei er darauf hinwies, dass Hanf-Business-Cluster das regionale Wachstum und die Technologieentwicklung sowie die Erforschung des Potenzials von Hanf in der Bauindustrie, bei Textilien und im Energiesektor unterstützen können.

1,0% THC „unerlässlich“

Wie die BVNG hat auch der BvCW empfohlen, den Grenzwert für THC in Industriehanfpflanzen auf 1,0 % anzuheben, um deutschen Hanfunternehmen eine bessere Chance zu geben, auf dem globalen Markt zu bestehen. Der höhere THC-Gehalt gewinnt weltweit schnell an Bedeutung gegenüber einem allgemein eingehaltenen Grenzwert von 0,3 % THC, an dem sich viele Länder seit Jahrzehnten orientieren.

„Ein höherer THC-Wert ist wichtig für stabile Sorten und eine größere Vielfalt mit mehr Verwendungsmöglichkeiten für die Faser-, Samen- und Extraktproduktion“, sagte Kruse. „Andernfalls werden Deutschland und Europa den Anschluss an den weltweiten Fortschritt im Hanfsektor verlieren.“

Die Anhebung der THC-Grenze ist vor allem für CBD-Produzenten wichtig, denn je höher der THC-Gehalt, desto höher der CBD-Gehalt, da sich die beiden Substanzen im Verhältnis zueinander erhöhen. Für die Landwirte verringert ein zulässiger THC-Gehalt von 1,0 % in Hanf das Risiko, dass ihre Ernten „heiß“ werden oder den zulässigen Wert überschreiten.

Der derzeitige Richtwert in Europa liegt bei 0,2 % THC für Hanf „auf dem Feld“, aber das Europäische Parlament stimmte im Oktober letzten Jahres dafür, diesen Wert auf 0,3 % zu erhöhen, was voraussichtlich Anfang 2023 in Kraft treten wird. Die Tschechische Republik hat ihren THC-Gehalt für Hanf im September auf 1,0 % festgesetzt, und andere EU-Länder prüfen trotz der aktuellen EU-Richtlinien ähnliche Änderungen.

Weitere Chancen

Kruse sagte, dass die European Industrial Hemp Association, deren Präsident er ist, mit allen Beobachtungen übereinstimmt, die aus der Lausitz-Studie des BVNG hervorgegangen sind. So lauten weitere Empfehlungen und Beobachtungen in der Machbarkeitsstudie des BVNG in der Lausitz:

  • Unmittelbare Marktchancen für hanfbasierte Materialien bestehen bereits bei technischen Fasern, spinnbarer Zellulose, industriellen Halbfertigprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln.
  • Die Politik sollte die klimarelevanten Vorteile von Industriehanf hervorheben. Die CO2-Speicherkapazität von Hanf in Verbindung mit seiner relativen Robustheit in Dürreperioden machen den Hanfanbau sowohl für die Bekämpfung des Klimawandels als auch für die Anpassung an ihn nützlich.
  • Die frühzeitige Bildung von Hanfclustern kann zu Wettbewerbsvorteilen führen und Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen fördern.
  • Es besteht das Potenzial, Brandenburg als Zentrum der deutschen Nutzhanfindustrie zu positionieren.