Deutsche Gruppen fordern ein „100-Tage-Programm“ zur Förderung der Entwicklung des Hanfsektors

Zwei wichtige deutsche Verbände fordern die neue Regierungskoalition auf, dringend ein Programm zur Förderung von Industriehanf als Strategie zur CO2-Bindung aus der Atmosphäre aufzulegen und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.

Der Branchenverband der Cannabiswirtschaft (BvCW) und die Bundesvereinigung Nachhaltigkeit (BVNG) forderten die neue Regierung auf, ein „100-Tage-Programm“ zur Förderung des Hanfsektors aufzulegen.

‚Potenziale schnell erschließen‘

„Das klima- und wirtschaftspolitische Potenzial muss schnell ausgeschöpft werden“, so die Verbände in einer heute veröffentlichten Erklärung, in der sie darauf hinweisen, dass die Hanfpflanze nicht nur ein Mittel gegen den Klimawandel ist, sondern auch Geschäftsmöglichkeiten für eine Vielzahl von Anwendungen bietet. Florierende Hanf-Lieferketten können zudem neue Arbeitsplätze schaffen und die Strukturentwicklung in den ländlichen Räumen Deutschlands stärken, so die Verbände.

„Die Fokussierung auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Koalitionsvertrag ist ein wegweisendes Signal, dass die nächste Bundesregierung Deutschland als führende Klimanation in Europa positionieren könnte“, so die Verbände. Die deutsche Hanfindustrie könne im Rahmen des Europäischen Green Deals, der breit angelegten EU-weiten Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels, das „Herzstück einer nachhaltigen bioökonomischen Wertschöpfung“ sein.

Die Koalition der Sozialdemokraten (SPD), der Grünen (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und der Freien Demokratischen Partei (FDP) ist sich einig, dass Hanf nicht unter die Drogengesetze des Landes fallen sollte, und unterstützen die Beseitigung bürokratischer Hindernisse, die der Cannabisindustrie schaden.

Die Rolle der „Grünen

Da die Umweltpartei „Die Grünen“ einen wichtigen Platz in der Koalition einnimmt, glauben die Hanfinteressenten, dass die Regierung es mit einem Vorstoß für schnellere Maßnahmen gegen den Klimawandel ernst meinen wird. Die Grünen wollen Deutschland so schnell wie möglich kohlenstoffneutral machen, und zwar durch staatliche Ausgaben und höhere Steuern, die die Entwicklung der Infrastruktur, des Unternehmertums und der Innovation in der Hanfindustrie unterstützen können.

„Die Verbände begrüßen, dass die Koalitionspartner die Innovationskraft der Bioökonomie als Motor für den Klimaschutz anerkennen“, heißt es in der Erklärung.

Aber die beiden Gruppen wollen, dass die Partner schnell und weit gehen.

Zunächst solle ein bereits bestehender Entschließungsantrag zum Thema Hanf und Betäubungsmittelgesetz, der von den Grünen und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der letzten Legislaturperiode eingebracht wurde, umgehend auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Regionale Entwicklung

„Wir brauchen eine strukturelle Förderung von Hanf-Schwerpunktregionen“, sagten die Verbände und forderten die Regierung auf, unverzüglich mit der finanziellen Unterstützung regionaler Hanfanbau- und -verarbeitungscluster zu beginnen und auch die Forschung zu Anwendungen von Hanf im Maschinenbau, in der Lebensmittel-, Kunststoff- und Baustoffindustrie sowie in anderen Branchen zu fördern.

Die Regierung kann auch helfen, indem sie den Zugang zu Risikokapital und öffentlichen Aufträgen für Hanf-Start-ups erleichtert, so die Verbände.

Vieles wurde vergessen

Der BvCW hat bereits einen Sechs-Punkte-Plan zur Steuerung des Cannabissektors empfohlen. Zuvor hatte der BVNG die Regierung aufgefordert, eine „nachhaltige industrielle Entwicklung“ zu fördern, die den Hanf voll ausnutzt.

„In den vergangenen 70 bis 80 Jahren ist beim Industriehanf vieles in Vergessenheit geraten, wenig wurde entwickelt und noch weniger erforscht“, sagte Martin Wittau, Vizepräsident des BVNG. „Als Innovationstreiber braucht der Industriehanf diese Unterstützung nicht nur beim Anbau und der Produktentwicklung, sondern auch in der beruflichen Bildung.“

Der deutsche Hanfunternehmer Daniel Kruse, Präsident der European Industrial Hemp Association (EIHA) und Geschäftsführer der führenden Hanf-Unternehmensgruppe in Deutschland, sagte, dass der neue Rechtsrahmen für Hanf in Deutschland eng mit den europäischen Partnern abgestimmt werden sollte. Die EIHA unterstützt die beiden deutschen Verbände bei ihren Bemühungen um einen wettbewerbsfähigen Industriehanfsektor durch eine Politik, die dazu beiträgt, die Risiken beim Anbau, bei der Produktion und beim Handel zu minimieren und den deutschen Erzeugern gleiche Wettbewerbsbedingungen auf den internationalen Märkten zu verschaffen.