Förderprogramm bezuschusst Hamburger Start-Up und unterstützt bei der Softwareentwicklung zur Verfolgung von CO2-Emissionen

Tim Künzel und Nando Knodel von HempConnect

Das Start-up HempConnect startet in die erste Finanzierungsrunde, um die Entwicklung einer fortschrittlichen Ökobilanzierungssoftware für die überaus ökologische Nutzhanf-Industrie voranzutreiben. Mithilfe solcher Ökobilanzierungssoftware (LCA-Analyse) kann man die nötigen Daten für den Kohlenstoff-Fußabdruck von Rohstoffen und Produkten sammeln und modellieren.

Diese Analyse, die den Nutzern entlang der gesamten Hanf-Lieferkette zur Verfügung gestellt wird, ist ein wichtiger Schritt zur Quantifizierung und Zertifizierung von Kohlenstoff für sogenannte CO2-Credits, welche an Marktplätzen verkauft werden können.

HempConnect erhielt erst kürzlich einen Zuschuss von der Innovationsstarter GmbH, die Hamburger Unternehmer bei der Entwicklung digitaler und nachhaltiger Geschäftskonzepte unterstützt. Der Innovationsfonds ist eine Tochtergesellschaft der Hamburgischen Investitions- und Förderbank, Hamburg (IFB).

Der Zuschuss in Höhe von 75.000 Euro unterstützt die HempConnect GmbH vor allem hinsichtlich Softwareentwicklung. Das Unternehmen will nun weitere finanzielle Mittel für die rasche Kommerzialisierung seines Dienstes sammeln, so Nando Knodel, Mitgründer und Co-CEO.

Wichtiges Zeichen

HempConnect ist das erste deutsche Green-Tech-Startup mit Fokus auf Nutzhanf, das einen solchen öffentlichen Zuschuss in der Early-Stage erhält. „Das ist ein sehr wichtiges Zeichen und eine Anerkennung für die Pflanze und den gesamten Sektor als Instrument für eine klimaneutrale Landwirtschaft in Deutschland“, so Knodel.

Innovationsstarter ist eines von drei sich ergänzenden Programmen der Hamburgischen Investitions- und Förderbank, das vielversprechende Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsstadien mit Zuschüssen und Risikokapital unterstützt. Innovationsstarter ist eine Initiative der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) und wird von der Stadt Hamburg und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Der Fonds fördert Start-ups, die sich mit den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung befassen. 

‚Alleinstellungsmerkmal‘

Emissionsgutschriften können für Landwirte, landwirtschaftliche Industriebetriebe und Agrargenossenschaften einen wichtigen Beitrag zum Geschäftsmodell leisten, sagt Tim Künzel, Mitbegründer und Co-CEO von HempConnect. Drei Jahre Erfahrung im Nutzhanfanbau haben ihn von einer Sache überzeugt: Nur wenige Landwirte oder Agrarunternehmen integrieren freiwillig eine neue Kulturpflanze für ökologische Vorteile, wenn diese Kulturpflanze nicht mindestens so profitabel ist wie andere, die sie anbauen.

„Wir waren ständig auf der Suche nach dem einen Alleinstellungsmerkmal, das Nutzhanf die makroökonomische Hebelwirkung verleiht, um von einer Nische zu einem der wichtigsten Agrarrohstoffe der Zukunft zu werden“, so Künzel.

Signifikante Währung

Kohlenstoffgutschriften aus der Landwirtschaft werden zwar noch nicht im Rahmen des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) gehandelt, doch Diskussionen auf EU-Ebene deuten darauf hin, dass das ETS bis 2024 auch die Landwirtschaft einbeziehen wird. Bis dahin können solche Emissionsgutschriften im privaten Handel zwischen einzelnen Unternehmen verkauft werden.

Da Unternehmen, insbesondere in großen, umweltverschmutzenden Industrien, nach effektiven Wegen zur „Dekarbonisierung“ ihrer Produktion und ihrer Produkte suchen, können viele ihr Kohlenstoffemissionsprofil nur durch den Kauf solcher Kohlenstoffgutschriften von anderen Parteien steuern.

„Wir sind überzeugt, dass Emissionsgutschriften eine wichtige Währung sein werden, insbesondere in der Landwirtschaft“, so Künzel.

Mit der Bildung einer grün orientierten Koalition unter den großen deutschen Parteien und der starken Förderung des Europäischen Green Deals durch die EU sind die CO2-Emissionen nun in den Fokus gerückt, so Knodel. Dies stellt eine einzigartige Chance für Industriehanf dar, der in seiner Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden, unter den gängigen Feldfrüchten zur Lebensmittelproduktion unübertroffen ist.

Soziale Verantwortung

Die Software von HempConnect liefert präzise Daten über eine benutzerfreundliche Schnittstelle zur Verfolgung des Kohlenstoffausstoßes. Der Kohlenstoff-Fußabdruck ist durch ein QR-Code-Etikett sichtbar und bietet allen Akteuren entlang der Lieferkette Marketingmöglichkeiten. So ermöglicht man Unternehmen, ihre Investition in soziale Verantwortung zu kommunizieren.

Das Hauptgeschäft von HempConnect besteht in Abonnements für die LCA-Software. Das Unternehmen bietet auch Beratungs- und Mediendienstleistungen an und stellt Forschungsarbeiten zu Themen wie Anwendungen für Biokohle und Bodenverbesserung zusammen, während es das Potenzial von Hanf im Zusammenhang mit den deutschen Kohlenstoffreduktionszielen untersucht. 

INVEST-Listing

Neben der Innovationsstarter-Förderung wird die Fundraising-Initiative von HempConnect durch eine Listung bei INVEST unterstützt, einem Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), das Akquisitions- und Exit-Zuschüsse gewährt.

Im Rahmen dieses Programms erhalten Business Angels eine steuerfreie Rückerstattung von 20 % auf Risikokapitalinvestitionen von 10.000 Euro oder mehr zur Unterstützung von Start-ups. Bei einer Überschreitung des Förderbetrags können auch die Steuern auf die Gewinne aus den Investitionen pauschal zurückerstattet werden.

HempConnect ist Partnerschaften mit führenden europäischen Hanfanbauunternehmen eingegangen, die als strategische Partner bei der Herstellung der Marktreife des LCA-Dienstes fungieren sollen.

HempConnect operiert vom Hamburger Social Impact Lab aus, das die Vernetzung von Sozialunternehmern unterstützt.