Italienische Genossenschaft sagt, sie kann mit Hanf vor Ort groß wachsen und bauen

Die von Working Pedone entwickelten Biomattone-Blöcke sind die Basis für das lokale Bauen.

Wenn umweltbewusste Hanf-Visionäre träumen, sehen sie lokale Hanfstrohernten, die in einer lokalen Fabrik zu Schäbe verarbeitet wird, gemischt mit lokalem Kalk für lokale Bauprojekte, die von lokalen Arbeitern errichtet werden.

In Apulien, der Region, die den Absatz des süditalienischen „Stiefels“ bildet, wird dieser Traum gerade zum Leben erweckt. Dort hat sich ein Konsortium von Hanfinteressenten zusammengeschlossen, um den Kreislauf einer lokalen „kurzen Lieferkette“ zu schließen, die Hanfbeton-Baumaterialien an „Case nel verde“ („Häuser im Grünen“) liefert, ein Wohnungsbauprojekt mit 24 Einheiten, das sich derzeit im Bau befindet.

Architektonische Vision für „Case nel verde“, in der Stadt Bisceglie, Apulien

Von den nahegelegenen Hanffeldern über ein lokales Strohverarbeitungszentrum bis zur Baustelle selbst müssen die Materialien weniger als 100 Kilometer transportiert werden. Das bedeutet reduzierte Kosten und einen geringeren CO2-Fußabdruck. Es bedeutet auch, dass die wachsende Nachfrage nach Hanfbeton in der Region schnell und einfach durch eine regenerative lokale Kreislaufwirtschaft gedeckt werden kann.

Eine “Kurze” Lieferkette

Das Konsortium demonstriert “eine transversale Produktion, die sich durch die industrielle Entwicklung des Baumaterials mit allem im Bauwesen befasst – Neubau, Renovierung, Sanierung, Entfeuchtung -”, sagte Pantaleo Pedone von Pedone Working srl, Mitglied im Konsortium von InteressenvertreterInnen, die ihre Kräfte gebündelt haben, um die funktionierende lokale Hanfbeton-Bau-Lieferkette in Apulien zu etablieren.

Der maximale Weg, den ein Material zurücklegen muss, beträgt weniger als 100 Kilometer.

„Die kurze Lieferkette zahlt sich aus, denn die Transportkosten für ein Material, das diese großen Mengen produziert, sind mit den grünen Prinzipien des Hanfs unvereinbar“, sagt Pietro Paolo Crocetta, Präsident des Konsortiums Bio Hemp Trade, einer industriellen Forschungs- und Entwicklungsfirma, die die Gruppe koordiniert. Der Kalk, der im Hanfbeton verwendet wird, stammt ebenfalls aus lokaler Produktion.

Neue Fabrik

Pietro Paolo Crocetta

Die Produktionskette beginnt mit Palma D’oro, einer lokalen Kooperative, deren Bauern den Hanf anbauen, der dann in einer neuen Fabrik in der örtlichen Stadt Cerignola durch Entschalungs- und Schwingmaschinen des Mailänder Spezialisten Tecnocanapa verarbeitet wird.

Das Rohmaterial wird von Pedone Working verwendet, einem 60 Jahre alten Architektur- und Ingenieurbüro, das den Biomattone-Hanf-Kalk-Baustein entwickelt hat, der in den Projekten verwendet wird, die das Unternehmen auch entwirft und umsetzt. Neben den Biomattone-Blöcken stellt Pedone Working, das auf eine jahrzehntelange Erfahrung im Bereich des nachhaltigen Bauens zurückblicken kann, auch erdbebensicheren Mörtel auf Hanfbasis und Hanfputz her, der wie herkömmliche Baustoffe vor Ort gemischt werden kann.

“Intelligente“ Produktion

Über dem gesamten Prozess liegt eine digitale Plattform von xFarm, einem Schweizer „Smart Farming“-Technologieunternehmen, dessen Team in Italien ein System zur Optimierung der Abläufe vom Feld bis zur Fabrik entwickelt hat. Das System bildet die Grundlage für Qualitätszertifizierungsstandards an allen Punkten der Lieferkette. Es nutzt Funktionen wie Bewässerungssensoren und Satellitenkarten, um die Hanffelder zu überwachen, und ein digitales Managementsystem in der Verarbeitungs- und Produktionsphase, das die Reinigungs- und Trocknungsprozesse ständig kontrolliert. Mit all diesen Daten kann das Konsortium die Produktionschargen vom Saatgut bis zu den Materialien, die zu Hanfbausteinen verarbeitet werden, zurückverfolgen.

Die Hanfblöcke werden von einem Rahmen aus Stahl und Stahlbeton getragen.

Das Projekt „Case nel verde“, ein Gebäude mit 24 Wohnungen, von dem das Konsortium behauptet, es sei der größte Wohnkomplex aus Hanfbeton in Europa, zeigt, was am Ende der lokalen Wertschöpfungskette steht. Die 40 bis 50 Zentimeter dicken Wände des Gebäudes werden aus 1500 Kubikmetern Biomattone-Blöcken von Working Pedone und 12.000 Quadratmetern Hanfputz des Unternehmens errichtet. Die Hanfmaterialien werden von einem 26,5 Meter hohen Gerüst aus Stahl und Stahlbeton getragen. Der Komplex in der Stadt Bisceglie wurde als Modell für Hochleistungsgebäude mit niedrigem Energieverbrauch konzipiert.

Hanf erlangt alten Ganz zurück

Während das erste Ziel des Konsortiums der Aufbau einer Lieferkette für grünes Bauen war, sagte Crocetta, dass ähnliche Organisationsstrukturen für hanfbasierte Produkte wie Biokunststoffe, Papier und Textilien folgen können. Er stellt sich für die Zukunft zwei weitere solcher Verarbeitungszentren vor, eines in Kampanien und eines in Mittelitalien.

Giuseppe L’Abbate, Italiens Staatssekretär für Agrarpolitik, sagte, dass die Eröffnung der Fabrik in Cerignola die regionale Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig die Ziele der Nachhaltigkeit und der Beschäftigung berücksichtigen wird.

„Das neue Hanfverarbeitungszentrum wird neue Arbeitsplätze schaffen und die Unternehmen wettbewerbsfähiger machen, indem es verschiedene neue Produktionsketten fördert“, sagte der Staatssekretär kürzlich bei einer Zeremonie, mit der die Fabrik eingeweiht wurde. „Die Ansiedlung in einem Umkreis von 100km von Apulien, bedeutet einen schnellen Zugang zu Industrien, sei es in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, in der Textilindustrie oder im Bauwesen; es wird die Region mit großem Stolz erfüllen, die seit langem an die Wiederbelebung dieser Kulturpflanze glaubt.“

„Dies ist der erste Schritt, um zu den goldenen Zeiten des italienischen Hanfanbaus zurückzukehren“, sagte Crocetta von Bio Hemp Trade, „wir lassen die 1950er Jahre wieder aufleben, als Italien der zweitgrößte Hanfproduzent der Welt war.“