Über Hanf

Eine traditionelle Industrie erfindet sich neu


GESUND, HERZHAFT, VIELSEITIG

Nutzhanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde. Mit dem aufkommenden Bewusstsein für nachhaltigeres wirtschaften in Richtung Bioökonomie, erlebt der Nutzhanf aktuell ein riesiges Comeback. Die ökonomischen und ökologischen Vorteile, welche die Pflanze als Feldfrucht mit sich bringt, stellen die gesellschaftlichen Vorurteile immer mehr in den Hintergrund. Die drei Komponenten der Pflanze finden restlose ökologische Anwendung. Samen beispielsweise als Nahrungsmittel mit hochwertigen Proteinen für ausgewogene Ernährung. Das Blättermaterial zur Extraktion medizinischer Inhaltsstoffe oder als Mischfutter-Komponente. Der hölzerne Teil, zerkleinert auch Schäben genannt, eignet sich als Baumaterial und aufgrund des hohen Zelluloseanteil ebenso als Papier oder allgemeiner Holz-Ersatz. Die Fasern wiederum für hochwertige Bekleidung, technische Textilien oder Kunststoff und Verbundwerkstoff.


AUS DEM 28. JAHRHUNDERT V. CHR.

Hanf wurde im Laufe der Geschichte in fast allen europäischen und asiatischen Ländern angebaut und diente als wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Seilen, Leinwand, Textilien, Papier und Ölprodukten. Die historisch älteste Aufzeichnung über die Herstellung von Seilen besagt, dass diese im 28. Jahrhundert v. Chr. in China aus Hanf geflochten wurden. Papier und Kleidung aus Hanf stammen etwa aus der gleichen Zeit. In der Segelschifffahrt des 17. Jahrhunderts erlebte die europäische Hanfindustrie ihre Blütezeit mit der Herstellung von Segeltakelage, Seilen, Netzen, Flaggen und sogar Seefahrer Uniformen für die nationalen Flotten.

. . . BIS ZUR HEUTIGEN HANFINDUSTRIE

In kleinen, aber rasant wachsenden Industrien ist die Vernetzung von Stakeholdern, eine datengestützte Aufklärung und der Aufbau von überregionalen Communities ausschlaggebend für ein erfolgreiches Bestehen am heutigen Rohstoffmarkt. Um die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten einer der ältesten und nachhaltigsten Kulturpflanzen der Erde – Nutzhanf – erfolgreich als Rohstoff der Zukunft etablieren zu können, benötigt es gesellschaftlichen Zusammenhalt, Aufklärung und Pionierarbeit. Immer mehr Menschen erkennen das Potenzial von Nutzhanf. Die ökologischen Vorteile Hanf-basierter Produkte, sowie das Potenzial von Hanf, um die EC Ziele der Europäischen Union zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu erreichen. Flächendeckender Hanfanbau in Kombination mit lokalen Verarbeitungs- und Produktionsbetrieben verspricht einen vielversprechenden Beitrag zu Europas landwirtschaftlichem Erfolg zu leisten. Konkrete EU-Projekte sind mehrere, sogenannte EPI-AGRI Focus Groups. Ein Abschlussbericht zu nachhaltigen Rohstoffen wurde bereits vorgelegt. Darin nimmt Nutzhanf eine vielversprechende Rolle ein. Einen Link zu dem englischen Bericht finden Sie hier.


HANFANBAU

Der Hanfanbau ist stark ressourcenschonend, gerade im Verhältnis zu anderen herkömmlichen Feldfrüchten. In den seltensten Fällen muss Nutzhanf bewässert werden. Der Anbau erfordert keinen Einsatz von chemischen Pestiziden, Nutzhanf benötigt weniger als die Hälfte an Stickstoff (Dünger) wie beispielsweise Mais. Nutzhanf ist ein nachwachsender Rohstoff und lässt sich zirkular verarbeiten – Stichwort cradle2cradle. Außerdem ist Nutzhanf ein hervorragender natürlicher CO2-Speicher. Das kommt daher, dass Hanfpflanzen unglaublich schnell wachsen und innerhalb von vier Monaten ca. 10-15 Tonnen Biomasse pro Hektar produzieren. Trotzdem wurde in Deutschland in 2020 auf nur 5362 Hektar Nutzhanf angebaut. Das sind ca. 0,03 % der gesamten agrarwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschland.


HANF-NAHRUNGSMITTEL

Wir wissen seit Generationen um die Vorzüge von Hanf. Hanfsamen sind ein energetischer und nahrhafter Punch, der sicher zu praktisch jeder Diät hinzugefügt werden kann. Die regelmäßige Einnahme von geschälten Hanfsamen stärkt das Immunsystem, verbessert die Verdauung und stimuliert das Wachstum nützlicher Mikroorganismen. Omega-3- und Omega-6-Säuren helfen bei der Bekämpfung von Fettleibigkeit und sind eine ausgezeichnete Behandlung für Hautkrankheiten, Haarausfall und Anämie.

Hanfprotein: Hanfprotein wird durch das mechanische Sieben von gemahlenem Hanfsamen-Kuchenmehl hergestellt und bietet 50 % Proteinpulveranteil. Hanfproteinpulver ist eine ganz natürliche Quelle für pflanzliches Eiweiß, das frei von Gluten und Laktose, aber reich an Nährstoffen ist.

Hanfsamenöl: Hanfsamenöl wird durch Kaltpressung von Bio-Samen hergestellt und kann in einer Vielzahl von Rezepten verwendet, als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, topisch als feuchtigkeitsspendendes Öl aufgetragen oder in der Industrie eingesetzt werden. Hanfsamenöl ist wegen seiner hervorragenden Qualität und Konsistenz beliebt, weil es wenig gesättigte Fette enthält, eine gute Quelle für mehrfach ungesättigte Fettsäuren ist und frei von Transfetten und Cholesterin ist. Es ist auch eine gute Quelle für Vitamin E.

Hanfsamen unverarbeitet: Die in den Samen enthaltenen Ballaststoffe reinigen und ernähren den Dickdarm und wirken sich allgemein positiv auf den Verdauungstrakt aus. Geröstete Hanfsamen sind auch eine gute Quelle für Vitamin E, ein wichtiges Antioxidans, und sind eine großartige Energiequelle für Sportler.


CBD

cbd öl

Cannabidiol, eins von ca. 200 Cannabinoiden, das aus der Hanfblüte extrahiert wird, gewinnt im Gesundheitssektor zunehmend an Bedeutung. CBD wird normalerweise in Form von Öl angeboten, das mit einem Trägeröl wie Kokosnuss- oder Hanfsamenöl verdünnt wird. Obwohl die Forschung zu CBD noch nicht abgeschlossen ist, haben vorläufige Studien gezeigt, dass CBD bei Schmerzlinderung, Angstzuständen, Depressionen und Übelkeit helfen kann. Erste Studien stellen in Aussicht, dass CBD außerdem dabei helfen kann, Akne zu reduzieren, eine Reihe von neuroprotektiven Eigenschaften bietet und das Herz- und Kreislaufsystem unterstützt. Die Forschung über die gesundheitlichen Vorteile von CBD-Öl ist nach wie vor in vollem im Gange, sodass neue therapeutische Anwendungen für dieses natürliche Heilmittel bereits in den Startlöchern stehen. Allerdings ist viel Vorsicht geboten – zwielichtige Studien sind leider keine Seltenheit.


HANF-KOSMETIK

Ätherisches Öl hat auch in der Kosmetikindustrie einen Platz gefunden. Ätherisches Öl, dass aus Blüten und Blättern gewonnen werden kann, sorgt für Entspannung und hat eine entzündungshemmende Wirkung. Ätherisches Hanföl wird auch oft in der Aromatherapie für seine beruhigende und entspannende Wirkung und zur Linderung von Ungleichgewichtszuständen verwendet.

Hanföl ist perfekt für die meisten Hauttypen, da es Feuchtigkeit spenden kann, ohne die Poren zu verstopfen. Es kann helfen, den Fettgehalt auf der Haut auszugleichen, indem es Feuchtigkeit spendet und die Ölproduktion der Haut reguliert. Ein auf Hanf basierendes Hautpflegeprodukt vieles behandeln, von zu Unreinheiten neigender Haut bis hin zu den ersten Anzeichen der Hautalterung, während es selbst die empfindlichsten Hauttypen beruhigt und besänftigt.

Viele hanfbasierte Kosmetika enthalten auch CBD in ihrer Rezeptur.


MIT HANF BAUEN

Eine wachsende Zahl von Architekten, Baufirmen und Liebhabern des natürlichen Bauens setzen auf „Hanfbeton“ für Wände und andere Anwendungen im Baubereich. Hanfbeton ist eine Mischung aus Hanfschäben, Kalk und Wasser und wiegt nur etwa ein Achtel des Gewichts von Beton.

Das geringe Gewicht von Hanfbeton kann so die CO2-Emissionen eines Gebäudes reduzieren, indem es die mit dem Transport von schweren Materialien verbundenen Emissionen verringert. Hanfbetonwände atmen im wahrsten Sinne des Wortes und absorbieren auch nach dem Einbau weiterhin CO2 (CO2-Sequestration). Die Isoliereigenschaften sind hervorragend.

Da Industriehanf zudem in einer Vielzahl von Klimazonen angebaut werden kann, ist er auch als lokales Baumaterial eine hervorragende Alternative. Hanfbeton kann in durchgehenden Wänden verwendet werden, die durch Einfüllen des nassen Materials in Formen entstehen. Es wird auch zur Herstellung von Strukturblöcken und vorgefertigten Platten für Außenwände verwendet.


PAPIER AUS HANF

Hanfzellstoff und -papier werden zur Herstellung einer breiten Palette von Produkten verwendet, von hochwertigen künstlerischen Papieren bis hin zu Verpackungen und Schachteln. Hanf enthält eine viel geringere Menge an Lignin als Holz und lässt sich daher leichter in Zellstoff für die Papierherstellung aufspalten. Außerdem hat es eine höhere Konzentration an Zellulose, dem Hauptbestandteil eines Papiers. Hanfpapier ist von Natur aus viel heller als Papier auf Baumbasis, sodass das Papier nicht chemisch gebleicht werden muss.

Hanfpapier kann mit Bindemitteln auf Sojabasis anstelle von chemischen Bindemitteln hergestellt werden und kann 7-8 Mal recycelt werden. Hanfpapier hat eine Vielzahl von ökologisch-nachhaltigen Eigenschaften. Die Pflanzen selbst wachsen schneller und dichter als Bäume: Ein Hektar Hanf kann in einem Zeitraum von zwanzig Jahren die gleiche Menge Papier produzieren wie 4 bis 20 Hektar Bäume. Hanfpapier eliminiert einen Großteil der Giftstoffe, die bei der Herstellung von herkömmlichem Papier auf Basis von Holz freigesetzt werden, und verringert so die Umweltbelastungen um ein Vielfaches. Auch die Regenwälder freuen sich.


HANF-TEXTILIEN

In einer Fülle von Studien wurde gezeigt, dass Hanf einen komplexen molekularen Aufbau besitzt, der antibakterielle Eigenschaften aufweist. Dies verringert das Risiko der Verbreitung von Infektionen. Hanf ist ein atmungsaktives Gewebe, das keine Feuchtigkeit speichert und somit resistent gegen Schimmel ist. Im Sommer halten seine feinen Fasern kühl und im Winter hat er isolierende Wirkung und hält warm.

Hanftextilien sind stärker als Baumwolle und halten daher länger. Hanf-Kleidungsstücken brauchen nur einige Monate, um sich biologisch zu zersetzen, im Gegensatz zu Polyester-Kleidung, die Jahrhunderte benötigt, um sich zu zersetzen. Hanf hat feine Fasern und das Material ähnelt am ehesten der Baumwolle. Hanftextilien sind leicht und werden mit jeder Wäsche noch etwas weicher.


BIOKUNSTSTOFFE

Cellulose für die Kunststoffherstellung, die hauptsächlich aus Erdöl gewonnen wird, kann auch aus pflanzlichen Quellen hergestellt werden. Hanf, als eine der leistungsfähigsten Cellulose-Pflanzen der Welt, ist dafür ideal. Demnach könnten Hanf-Biokunststoff das herkömmliche Plastik substituieren. Zudem biologisch abbaubar! Hanf-Bioplastik ist nicht giftig, und die Herstellung ist nicht mit der Gewinnung fossiler Brennstoffe verbunden.

Hanf-Biokunststoff ist 3,5-mal leistungsfähiger als herkömmliches Polypropylen. Am bekanntesten ist er für Anwendungen im Innenbereich der Automobilindustrie, aber auch für Produkte wie Sonnenbrillen, Surfbretter, Gitarren, Motorroller und Möbel. Hanf-basierter Kunststoff wird auch im 3-D-Druck verwendet.


ENERGIEGEWINNUNG

Aufgrund des hohen Biomasseertrags könnte Hanf andere verfügbare Energiepflanzen substituieren. Die energetische Nutzung von Industriehanf ist heutzutage allerdings sehr begrenzt. Es gibt nur wenige Länder, in denen Hanf als Energiepflanze kommerzialisiert wurde. Die kommerzielle Produktion von Hanfbriketts und -pellets, die teurer sind als vergleichbare Produkte auf Holzbasis, verkaufen sich dennoch recht gut auf regionalen Märkten.

Des Weiteren kann Biodiesel aus dem aus den Hanfsamen gepressten Öl hergestellt werden. Die Biodieselproduktion aus Hanfsamenöl hat nachweislich eine viel geringere Umweltbelastung als fossiler Diesel. Eine nachhaltige Bioenergieproduktion ist technisch noch nicht ganz einfach, und es wird eine Vielfalt von Pflanzen benötigt. Industriehanf ist sicher nicht die ultimative Energiepflanze. Dennoch kann Hanf, wenn er auf guten Böden mit angemessener Düngung angebaut wird, sicherlich eine umweltverträgliche Pflanze für die Bioenergieproduktion und auch für andere industrielle Anwendungen sein.